~ Sorry, this time no English version. Writing the German text took me already quite some time, and I don’t want to spend more time with translating it into English. Perhaps I will add it later. ~

Chinesisches Neujahr oder Mond-Neujahr heißt auf Chinesisch 春節 (chūnjié) und bedeutet eigentlich Frühlingsfest.

Ich werde oft gefragt wie Chinesisch Neujahr in Taiwan gefeiert wird oder was man an diesen Tagen macht. Daher habe ich beschlossen von meinen Erlebnissen in diesem Jahr zu berichten. Wahrscheinlich sind sie nicht wirklich repräsentativ, da meine Familie nicht sehr traditionell ist (das war vermutlich auch der Grund, weshalb ich meine Frau überhaupt heiraten konnte), machen wir viele Dinge, z.B. Feuerwerk abbrennen, zu den Ahnen beten, Fenster auflassen damit das Glück ins Haus kommen kann, nicht.

Einige Wochen und Tage vor dem Neujahrstag

Ungefähr einen Monat vor dem Neujahrstag beginnt der Verkauf von Dekoration. Die Deko zum Fest ist ziemlich wichtig. Die meisten Geschäfte dekorieren sehr früh und es wird in vielen Läden die typische Neujahrsmusik gespielt. Ähnlich wie in der Vorweihnachtszeit in Deutschland.

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Verkaufsstand für Neujahrsdekoration auf einem Markt

An den Eingangstüren von Wohnhäusern wird oftmals mit Sprüchen für das neue Jahr dekoriert.

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Bei grösseren Apartmenthäusern kann die Dekoration auch mal ziemlich aufwändig ausfallen, wie man auf diesen Bildern sehen kann:

Wir dekorieren unsere Wohnung immer recht spät, diese Jahr erst am letzten Tag des alten Jahres, und auch nicht besonders aufwändig. Ich finde die meiste Deko sieht kitschig und billig aus. Leider ist das was mir gefällt, dann so teuer, dass ich es nicht für die paar Tage im Jahr kaufen will. Denn für die Deko gibt es eine wichtige Regel! Jedes Jahr wird neue Dekoration gekauft und die alte Deko wird nicht wiederverwendet.

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Die Ananas mit der rot-goldenen Schleife spielt eine wichtige Rolle. Auf taiwanisch wird Ananas Ong-lai ausgesprochen. Ong klingt wie das Wort für florieren und lai klingt wie kommen. In sehr vielen Läden findet man so eine Ananas, da sie für gute Geschäfte und viele Kunden steht. Im privaten Bereich bedeut sie soviel wie, dass gute Dinge ins Haus kommen. Deshalb steht jedes Jahr bei uns so eine Ananas mit Schleife im Haus.

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Diese Küchlein gibt es bei uns auch jedes Jahr. Man kann sie nach Chinesische Neujahr essen oder man lässt sie stehen bis sie verschimmelt sind. Auf chinesisch heissen sei fa-gao (發粿). Fa steht hier für aufgehenden Teig, z.B. Sauerteig. Fa klingt aber auch wie das Wort für Wohlstand, Erfolg, Reichtum.

Neben dem dekorieren der Wohnung ist der Großputz das zweite wichtige Ereignis. Die Wohnung wird gründlich geputzt und ausgemistet. Aber nicht nur Wohnung, auch Büros oder Läden machen diesen Großputz. Einige Tage vor dem Neujahr sieht man oft riesige Sperrmüllhaufen am Straßenrand in Taipei.

Vorabend des Neuen Jahres

An diesem Tag findet das gemeinsame Abendessen mit der Familie statt. In der Regel kommen die unverheirateten Söhne und Töchter zu den Eltern. Sind die Söhne verheiratet, dann bringen sie ihre Ehefrau und gegebenenfalls Kinder mit. Verheiratete Töchter gehen an diesem Abend nicht zurück zu ihren Eltern. Sie verbringen Neujahrsabend bei der Familie des Ehemannes.

In meinem Fall müssten wir eigentlich zu meinen Eltern nach Deutschland. Aber das macht nicht wirklich viel Sinn, da Chinesisch Neujahr in Deutschland nicht gefeiert wird. Wir verbringen den Neujahrsabend bei den Schwiegereltern. Wir könnten ihn auch alleine verbringen, da meine Frau nach der Tradition erst am zweiten Neujahrstag nach Hause gehen kann, aber mit der ganzen Familie ist es irgendwie auch schöner.

Zum Abendessen wird immer richtig viel gekocht und in geselliger Runde den ganzen Abend gegessen. Bei uns gibt es kein spezielles Neujahrsmenü. Mir ist in all den Jahren hier in Taiwan auch kein wirklich typisches Neujahrsgericht aufgefallen. Ausser, dass gerne teure Dinge serviert werden, die aber leider nicht unbedingt lecker sind.

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Ein Teil des diesjährigen Neujahrsmenüs. Diesmal stand hot pot auf dem Tisch. War auch relativ einfach vorzubereiten.

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Es gibt nur ein Gericht, dass wirklich wichtig ist: Fisch. Den Fisch isst man aber nicht auf, sondern  die Reste werden aufgehoben. Denn das chinesische Wort für Fisch  klingt wie das Wort für Überfluss, was auch für Wohlstand steht. Der soll am Jahresende natürlich nicht aufgebraucht werden.

Nach dem Essen und im weiteren Verlauf des Abends ist dann Bescherung. Also der Austausch der mit Geld gefüllten roten Umschläge.

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In der Regel werden die Umschläge von der älteren an die jüngere Generation gegeben. Das mit den Umschlägen und den Geldbeträgen ist eine Wissenschaft für sich. Das wäre ein gutes Thema für einen der nächsten Artikel hier auf dem Blog. Da die gesamte Familie meiner Frau sehr gross ist, wurde vor vielen Jahren beschlossen, keine roten Umschläge mehr zu tauschen. Wir machen es nur im kleinen Kreis und geben als kleine finanzielle Unterstützung den Schwiegereltern rote Umschläge. Wobei sie uns auch einen Umschlag zurückgeben, der meistens den selben Betrag enthält, so dass die ganze Aktion eigentlich ein Nullsummenspiel ist. Der eigentliche Gewinner ist das jüngste Kind in der Familie, da es mit roten Umschlägen überhäuft wird, aber selber keine zu vergeben braucht.

Neujahrstag

Den ersten Tag im neuen Jahr verbringt man mit seinen Eltern und besucht die Verwandten väterlicherseits.  Wir nehmen es aber nicht so genau und besuchen immer die Verwandten meiner Schwiegermutter zu erst. Für uns geht es an diesem Tag immer sehr früh los in den Süden Taiwans zu den anderen Verwandten. Um der Reisewelle und den Staus zuvorzukommen, sind wir dieses Jahr bereits um 5:30 Uhr in Taipei abgefahren. Der Plan hat ziemlich gut funktioniert, denn der Verkehr war z.T. dicht, aber es gab keine Staus und wir waren relativ zügig im Süden.

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Die meisten starten nach dem Frühstück in Taipei und die Reisewelle wandert langsam in den Süden.

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Den Rest des Tages verbringen wir bei Verwandten in Pingtung. Gemeinsames Essen, rumsitzen und fernsehen sind ein wichtiger Bestandteil des Chinesischen Neujahres. Ich dränge dann immer darauf Ausflüge zu machen, da es für mich eine der wenigen Gelegenheiten im Süden Taiwans ist.

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Lustigerweise lief da gerade ein Pilotfilm von Alarm für Cobra 11. Auf deutsch und mit chinesischen Untertiteln.

Bei uns gibt es noch die Tradition für diesen Tag, ein neues, rotes Kleidungsstück zu tragen, da rot für Glück steht. Ich bin da aber immer zu faul mir vorher etwas neues zu kaufen, deshalb trage ich immer das selbe rote Hemd an diesem Tag. Hat bisher auch gut funktioniert.

2. Tag des neuen Jahres

Traditionell fährt an diesem Tag die verheiratete Tochter mit ihrer Familie zu den Eltern. Das ist auch der Tag, an dem die zweite große Reisewelle in Taiwan stattfindet. Für uns ist das immer der Tag, an dem sich die Verwandtschaft meiner Schwiegermutter zum Mittagessen trifft. Dieses Jahr waren wir eine kleinere Gruppe von knapp 40 Personen. In den letzten Jahren waren wir auch schon deutlich mehr Personen.

Nach dem Essen gibt es keine weiteren Verpflichtungen. Entweder man verbringt den Tag gemeinsam zu Hause, sitzt rum, isst, schaut fern, oder man unternimmt etwas. Wie schon erwähnt, wir machen dann immer kleine Ausflüge in der Umgebung.

Während der Zeit in Pingtung waren wir unter anderem in Hengchun 恆春 und haben uns die Stadtmauer und die alten Stadttore angesehen.

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Von dort war es auch nicht weit bis zum ewigen Feuer Chuhuo 出火. Das Feuer wird durch einen natürlichen Gasaustritt genährt. Auf dem Foto sieht man das Feuer leider nicht. Aber man kann links vom großen Steinhaufen viele aufsteigende Blasen im Wasser sehen. Diese zeigen an, wo das Gas aus dem Erdboden kommt.

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Und auch ein Besuch von Dapeng Bay 大鵬灣 durfte nicht fehlen. Die Brücke ist ziemlich interessant, denn sie ist eine Kombination aus Hänge- und Klappbrücke. Der Hauptteil ist als Hängebrücke  und ein kleiner Teil der Rampe ist als Klappbrücke gebaut, so dass große Schiffe in die Bucht einfahren können. Bei Dunkelheit bietet die Brücke ein tolles Motiv.

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3. Tag des neuen Jahres und restliche Tage der Ferien

Ab dem dritten Tag gibt es traditionell keine weiteren Besuche. Das ist die Zeit an dem man frei ist und Ferien macht. Für uns geht es dann immer nach Taichung um die Familie und Verwandten meines Schwiegervaters zu besuchen. Dort wiederholt sich dann alles nochmal, gemeinsames Mittagessen in grosser Runde, rumsitzen, essen, fernsehen, Ausflüge machen. Dieses Jahr haben wir keine Ausflüge in Taichung gemacht und waren eigentlich nur faul und haben die letzten Tage der Ferien genossen. Dieses Jahr waren die Ferien zu Chinesisch Neujahr ziemlich kurz.

Abschließendes

Das war mein Chinesisches Neujahr 2018. Nicht sehr spektakulär. In vielen Aspekten ähnelt es dem Weihnachtsfest in Deutschland. Die Familie trifft sich, es gibt viel Essen, man unternimmt etwas, sitzt rum, schaut fern, usw. Öffentliche Feierlichkeiten oder Events zu denen man am Neujahrsabend gehen kann, sind mir nicht bekannt und ich vermute mal, dass es auch keine gibt. An dem Tag will/muss ja jeder bei seiner Familie zu Hause sein. Die Strassen in taiwanischen Städten sind am Neujahrsabend wie ausgestorben. Das ist vermutlich auch die ruhigste Zeit die man, z.B. in Taipei, erleben kann.

Am Neujahrstag gibt es in vielen Tempeln ein Spektakel bei dem man versucht als erster ein Räucherstäbchen in den Sandbehälter zu stecken. Wer es als erster schafft, hat dann viel Glück (oder so) für das ganze Jahr. Und wer es nicht schafft, wird von der Meute zertreten. Naja, vielleicht nicht ganz so schlimm, aber es geht da sehr wild zur Sache.

Andere Tempel geben in den Tagen geweihte Sachen aus. Es gab einen Tempel, dort konnte man bestimmte Münzen erhalten. Die Menschen standen in einer 8 km langen Schlange an. Ja, kein Witz, 8 km Warteschlange!!! Und das führt mich auch zur letzten Anmerkung.

An Chinesisch Neujahr sind alle unterwegs. Züge, Hotels, Mietwagen sind ausgebucht. Alle wollen zur selben Zeit an den selben Ort, so dass beliebte Ausflugsziele hoffnungslos überlaufen sind. Es ist eigentlich die denkbar schlechteste Reisezeit und Besuchszeit in Taiwan.

Mit Familie ist es aber eine tolle Zeit. Für mich als Ausländer ergibt sich ein authentischer Einblick in diese Tradition, darüber bin ich sehr froh und ich freue mich schon auf das nächste Neujahr in 2019.

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