5 Gründe, warum man nach Taiwan kommen sollte

Dies ist mein 100. Blogeintrag und zur Feier des Tages stelle ich meine 5 Gründe, warum man nach Taiwan kommen sollte, vor.

Neben den bekannten Gründen wie freundliche Menschen, atemberaubende Landschaft und köstliches Essen, gibt es noch zahlreiche weitere Gründe um Taiwan einen Besuch abzustatten. Hier stelle ich meine persönlichen 5 Gründe vor. Es gibt natürlich viel mehr Gründe und jeder der hier schon länger lebt hat seine eigene persönliche Liste. Von daher wird nicht jeder meiner Liste zustimmen. Man sollte sie aber auch nicht zu ernst nehmen. Eher als eine kleine Inspiration für den nächsten Taiwanbesuch.

1. Mischung aus traditionell und modern

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Aufräumen nach der Zeremonie zur Geschäftseröffnung. Die roten Stücke sind Überreste von Chinaböllern die hier reichlich abgebrannt wurden. Der Tisch ist voll mit Gaben für die Götter.

Das klingt jetzt wie ein abgedroschener Werbeslogan aus der Tourismusindustrie. Aber es trifft ziemlich gut auf Taiwan zu. Einerseits ist vieles super modern, andererseits gibt es noch sehr viel Altes und Traditionen sind tief verankert. Für den Besucher ist vermutlich die Mischung aus modernen Wolkenkratzern, luxuriös anmutenden Apartmentkomplexen und alten, heruntergekommenen Gebäuden am offensichtlichsten. Wuselige traditionelle Märkte liegen nur wenige Straßen neben Einkaufszentren, in denen man die neueste Mode, Unterhaltungselektronik oder Computer kaufen kann. Gut besuchte Tempel gibt es an fast jeder Straßenecke und oft legt eine Tempelparade den Straßenverkehr lahm. Je nach Tag im chinesischen Kalender, kann man auf den Straßen Tische mit Opfergaben sehen und Menschen, die Geistergeld verbrennen um für gute Geschäfte zu beten oder den Ahnen zu gedenken. Die Menschen gehen zum Wahrsager, um Hilfe bei wichtigen Entscheidungen zu bekommen oder in die Tempel um zu verschiedenen Göttern zu beten, z.B. für gute Prüfungsergebnisse, um einen Partner zu finden, Schwanger zu werden, etc.

Wenn man länger hier lebt, dann kann man auch weniger offensichtliche Traditionen erleben, z.B. Chinesisch Neujahr, Hochzeiten, oder den Geistermonat. Diese Mischung aus Tradition und Moderne kann aber auch zu abstrusen Situationen führen, wie z.B. aus eigener Erfahrung: Für ein Forschungsprojekt sollten mit einem Bagger Gräben auf einem Feld ausgehoben werden, so dass wir Proben nehmen konnten. Der Bauer wollte das aber nicht so gerne. Nicht weil wir sein Feld beschädigt hätten, sondern weil er befürchtete, dass durch die Baggerarbeiten in der Erde lebende Geister aufgeweckt werden. Wir mussten einen Priester kommen lassen, der während der Baggerarbeiten eine Zeremonie abgehalten hat, mit der die Geister besänftigt werden sollten.

2. Convenience

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Vor einer Filiale der fast food Kette MOS Burger steht ein Scooter, mit dem Essen ausgeliefert wird.

Ich benutze hier mal das englische Wort, da mir kein passendes deutsches Wort dafür einfällt. Man könnte es mit Bequemlichkeit übersetzen, aber convenience hat auch noch eine praktische Komponente. Als Besucher wird man als erstes die zahlreichen convenience stores (7eleven, Family Mart und co.) wahrnehmen. Sie sind wie kleine Supermärkte, bieten jedoch zusätzlich noch zahlreiche andere Dinge an, wie z.B. Geldautomaten an denen man nicht nur Bargeld bekommt sondern auch seine Bankgeschäfte erledigen kann. Es gibt die Möglichkeit Fahrkarten für Züge und Überlandbusse, Eintrittskarten für das Kino, Konzerte, Theater, Sportveranstaltungen, etc. zu kaufen. Man kann dort auch drucken, kopieren, Pakete empfangen oder verschicken lassen und sogar seine Rechnungen direkt bezahlen. Letzteres ist meiner Meinung nach eine der großartigsten Services hier.

Convenience geht aber darüber hinaus. Nahezu überall wird auf Servicefreundlichkeit gesetzt. In Behörden gibt immer Freiwillige, meistens Rentner, die einem helfen sich in dem Gebäude zurechtzufinden und Auskünfte geben können. In größeren Apartmenthäusern ist ein Concierge, der z.B. Pakete annimmt, aber auch bei Problemen in der Wohnung oder im Haus rund um die Uhr zur Verfügung steht, üblich. Onlineshopping und Lieferung innerhalb 24 Stunden, manchmal sogar schneller, sind normal. Die Lieferungen können an die eigene Adresse oder einen beliebigen convenience store geschickt werden und man holt es dann dort ab, wenn man Zeit hat. Geschäfte sind immer dann geöffnet, wenn die Kunden auch Zeit haben in die Läden zu gehen. Viele Läden öffnen zwar erst um die Mittagszeit, dafür sind sie bis 22 Uhr geöffnet. An Wochenenden sind die Öffnungszeiten sogar noch länger. Per App Taxi, Essen, Tee, … bestellen und dann in den Laden gehen und es abholen, oder auch vom Lieferservice liefern lassen. Selbst fast food Ketten wie McDonalds oder MOS Burger bieten einen Lieferservice an. Termine beim Arzt können online vereinbart werden. Ärzte haben in der Regel Sprechstunden die sich am Zeitplan der Patienten orientieren. Zahnärzte arbeiten auch schon mal bis 22 Uhr oder am Wochenende. Die Aufzählung ließe sich noch weiter fortsetzen.

3. Frühstücksrestaurants

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Eine edlere Version des klassischen Pfannkuchen (dàn bǐng) in einem Frühstücksrestaurant.

Das Konzept der Frühstücksrestaurants steht im Einklang mit der oben erwähnten convienence. Frühstücksrestaurants sind kleine Schnellrestaurants die, wie der Name schon sagt, Frühstück anbieten. Sie öffnen am frühen Morgen gegen 6 oder 7 Uhr und bleiben meist bis in den frühen Nachmittag geöffnet, so dass man dort auch zu Mittag essen kann. Es gibt dort eine breite Palette an Gerichten, klassisches wie Sandwiches, Toast oder Pfannkuchen 蛋餅 (dàn bǐng) gefüllt  mit verschiedensten Sachen. Oft gibt es auch Burger, Panini, Pasta, etc. Dazu gibt es immer Sojamilch oder schwarzen Tee. Man kann entweder dort essen oder sich sein Frühstück einpacken lassen. Frühstücksrestaurants sind eine tolle und praktische Sache in Taiwan. In Taipeh gibt es sie an so gut wie jeder Straßenecke. Ideal für faule Menschen wie mich.

4. Obst

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Obststand auf einem traditionellen Markt in Taipeh.

Obst ist einfach fantastisch hier. Ein riesiges Angebot an Früchten. Alles frisch, saisonal und in der Regel aus Taiwan. Wenn etwas gerade nicht wächst, dann gibt es das auch nicht auf dem Markt. Und das was gerade Saison hat, schmeckt umso besser, da es frisch geerntet wurde. Von vielen Früchten habe ich hier zum ersten Mal den echten Geschmack erlebt. Wassermelonen, zum Beispiel, waren für mich in Deutschland wässrige und geschmacklose Früchte. Seit ich in Taiwan bin, weiß ich, dass Wassermelonen Geschmack haben und bei der momentan herrschenden Hitze, kann ich nicht genug davon bekommen. Es gibt nur zwei Dinge die ich beim Obst hier vermisse und da hat Deutschland definitiv die Nase vorn. Äpfel und Kirschen. Wirklich gut schmeckende Äpfel sind mir hier noch nicht untergekommen. Und Kirschen sind auch so-lala und obendrein noch sehr teuer, da sie importiert werden.

5. Plum rain

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Pflaumenregen im Gebirge an der Ostküste.

Plum rain oder auf deutsch Pflaumenregen ist die etwa zweimonatige Regenzeit im Frühjahr in Ostasien. Sie heißt vermutlich so, weil die Regentropfen groß wie Pflaumen sind. In Wirklichkeit ist es anders. Es gibt mindestens zwei Theorien, warum die Regenzeit plum rain heißt. Einmal fällt mit der Regenzeit die Erntezeit der Pflaumen zusammen. Eine andere Theorie besagt, dass mit dem chinesischen Wort für Pflaumenregen 梅雨 (méi yǔ) Schimmel 黴雨 (méi yǔ ) gemeint ist. Beide Wörter werden zwar unterschiedlich geschrieben, aber gleich ausgesprochen. Und während der Regenzeit ist die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass alles verschimmelt.

Plum rain ist durch extrem starke und kurze Regenfälle charakterisiert. Wenn man es nicht einmal selbst erlebt hat, kann man es sich nur schwer vorstellen vorstellen. Vielleicht versucht man sich an den stärksten Wolkenbruch, den man in Deutschland erlebt hat zu erinnern und verdoppelt oder verdreifacht dann das ganze. So kommt man einem plum rain nahe. Die Regenfälle starten plötzlich und halten einige Stunden an. Dann stoppt der Regen genauso plötzlich wie er anfing und die Sonne kommt wieder raus. Der Regen ist so stark, dass Straßen in wenigen Minuten überflutet sind. Außerdem ist er laut. Richtig laut. Und das Wasser ist so dicht, dass es einem die Sicht versperrt. Wer mal einen plum rain Schauer erlebt hat, wird über Regen in Deutschland nur noch lachen. Es ist eine tolle Erfahrung. Wenn man kann, am besten nackt oder in Badehose durch den Regen laufen. Besser als jede Dusche und ein großer Spaß.

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