Boom der Greifautomaten: Verdopplung innerhalb eines Jahres

Im März 2018 habe ich bereits über die Greifautomaten in Taipei geschrieben und darüber, wie diese Läden plötzlich an jeder Ecke auftauchten. Damals zweifelte ich an ihrem Geschäftsmodell und sagte voraus, dass der Trend bis Ende 2018 abflauen würde und die meisten Läden wieder verschwunden sein würden.

Nun ist es Dezember 2018 – und nichts davon ist eingetreten. Im Gegenteil: In Taipei schießen weiterhin neue Spielhallen mit Greifautomaten aus dem Boden. Laut einem Bericht des Finanzministeriums hat sich die Anzahl dieser Spielhallen in Taiwan im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt (siehe Grafik unten). Während andere Freizeitbetriebe wie Karaoke-Bars, Internetcafés oder klassische Arcade-Spielhallen stagnieren oder rückläufig sind, haben die Greifautomaten mittlerweile einen so großen Anteil, dass sie zur Hauptquelle der Vergnügungssteuer geworden sind.

Auch in meiner Nachbarschaft hat sich kaum etwas verändert. Alle Spielhallen sind weiterhin geöffnet, nur eine wurde geschlossen – und das lediglich, weil der Laden vermietet wurde. Ansonsten entstehen überall neue Hallen mit Greifautomaten.

Es zeigt sich, warum ich kein Geschäftsmann geworden bin. Obwohl ich weiterhin skeptisch bin, scheinen diese Automaten ein lukratives Geschäft zu sein. Es lohnt sich offenbar für Eigentümer, die Automaten so lange im Laden zu behalten, bis ein neuer Mieter gefunden wird.

Der rasante Anstieg der Spielhallen mit Greifautomaten ist auch ein Zeichen für die steigenden Mieten in Taipei. Viele Einzelhändler oder Selbständige können sich die hohen Mietpreise nicht mehr leisten. Nach der Aufgabe eines Geschäfts dauert es oft Monate oder sogar Jahre, bis ein neuer Mieter die Räumlichkeiten übernimmt. Vielleicht wird der Einzelhandel in Taipei eines Tages nahezu verschwunden sein – und die Stadt besteht dann nur noch aus Greifautomaten-Spielhallen und Filialen großer Ladenketten, die sich die Mieten noch leisten können.